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4. Heiße oder kühle Getränke an heißen Tagen?
3. Weshalb bekomme ich bei einem heißen Bad eine Gänsehaut?
2. Senken Wadenwickel das Fieber?
1. Schwitzen gut trainierte Sportler weniger?

4. Heiße oder kühle Getränke an heißen Tagen?

Häufig findet man den Ratschlag an heißen Tagen warme bzw. heiße Getränke zu sich zu nehmen. Schauen wir uns die zugrundeliegenden Theorien näher an:

a. Stimulation der Wärmeabwehr durch heiße Getränke.
Diese Theorie stammt von Wissenschaftlern aus Großbritannien der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts und ist, trotz ihrer mangelhaften Begründung, weit verbreitet: "Durch ein heißes Getränk erhöhe ich die Kerntemperatur, dieses stimuliert den Hypothalamus und steigert die Wärmeabgabe". Die Aussage ist richtig, doch die Kerntemperatur zu steigern, damit der Körper dann stärker gegenreguliert (höhere Hautdurchblutung, mehr Schwitzen) ist Unsinn, - oder öffnen Sie im Winter das Fenster, wenn Ihnen im Raum kalt ist, damit ihr Thermostat stärker aktiviert wird und der Heizkörper stärker wärmt? Unser körperinternes Regelsystem der Körpertemperatur hält unsere Körpertemperatur in engen Grenzen konstant, auf jede Abweichung der Körpertemperatur vom Soll-Wert reagiert der Körper mit einer proportionalen Gegenregulation, deshalb sind solche Manipulationen unsinnig.

b. Stimulation der Wärmeproduktion durch kalte Getränke.
Diese Theorie besagt, dass zur Erwärmung der Getränke oder der Nahrung auf Körpertemperaturniveau eine aktive Erwärmung notwendig ist. Allerdings findet im Magen-Darm-Trakt nur eine passive Erwärmung durch die Körperwärme statt; d.h. die Körpertemperatur wird um den Wärmebetrag gesenkt, der notwendig ist um die Nahrung auf Körpertemperaturniveau zubringen. Das bedeutet, wenn Ihnen im Sommer warm ist und Sie schwitzen (Sie also Ihre Soll-Wert-Temperatur überschritten haben), führt ein kühles Getränk oder ein Eis zur Senkung der Kerntemperatur. Essen sie allerdings sehr viel Eis, dann könnten Sie natürlich ihre Körpertemperatur so weit herunterkühlen, dass der Soll-Wert noch unterschritten wird und Ihnen kühl wird. Die erste Gegenregulation wird dann eine Verminderung Ihrer Hautdurchblutung sein. Sie müssen schon sehr viel Eis essen bis es zur Steigerung der Wärmeproduktion kommt. Im Übrigen, gibt es nur wenige Kaltrezeptoren im Bereich des Magen-Darm-Trakts und dieser ist auch nicht zu einer regulativen Wärmeproduktion fähig. Eine aktive Erwärmung der Nahrung gibt es nicht.

Für beide genannten Theorien gibt keine wissenschaftlichen Belege, hingegen ist die Zahl der Studien, die ihre Unsinnigkeit belegen groß. So wurden in den 60er Jahren in vielen Untersuchungen heiße und kalte Getränke bzw. Lebensmittel genutzt um die Kerntemperatur zu verändern, kalte Nahrungsmittel zur Senkung der Körperkerntemperatur und warme Nahrungsmittel zur Erhöhung der Körperkerntemperatur. Der Körper reagiert auf diese Kerntemperaturänderung nur dann mit einer entsprechenden Gegenregulation, wenn der Soll-Wert-Bereich verlassen wird.

Fazit:

Beim Trinken unter Wärmebelastung geht es primär darum den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, damit es nicht zur Beeinträchtigung des Kreislaufsystems und zur Hemmung des Schwitzens kommt. Kühle Getränke sind dabei vollkommen in Ordnung, wenn es einem warm ist. Allerdings sollte man eiskalte Getränke meiden, da diese unter Umständen zu Magenkrämpfen führen können und dann die notwendige Flüssigkeitsaufnahme behindern. Auch sollte man Getränke meiden, die den Kreislauf und den Wasserhaushalt des menschlichen Körper beeinträchtigen (z.B. Alkohol, Kaffee u.ä.).


Und warum wird dann in vielen heißen Ländern traditionell heißer Tee getrunken?

Nun, dafür gibt es mehrere Gründe: Geschmack, Gewohnheit, Tradition und Hygiene (übrigens nicht alles was man macht ist gesund, denken Sie nur an das Rauchen). In heißen Ländern besteht leicht die Gefahr einer Keimbelastung des Trinkwassers, so dass sich der Genuss von gekochten/heißen Getränken als gesundheitsförderlich herausgestellt hat, auch wenn dieses den Leuten meist nicht unbedingt bewusst ist. In einigen afrikanischen und arabischen Gegenden wird übrigens gerne mentholhaltiger Tee getrunken. Menthol ist ein Stoff, der die Kaltrezeptoren des Körpers stimuliert und damit ein angenehmes Kälteempfinden auslöst.

3. Weshalb bekomme ich bei einem heißen Bad eine Gänsehaut?

Wenn man in ein sehr heißes Badewasser steigt bekommt man am Anfang eine Gänsehaut und ein Kältegefühl. Die Ursache hierfür ist ein paradoxes Verhalten der Kaltsensoren.

Der Mensch hat im Körper Thermo-/Temperatursensoren mit denen er Temperatur fühlen kann und mit deren Hilfe die Regulation der Körpertemperatur erfolgt. Kaltsensoren, die man vor allem in der Haut findet, zeigen meist ab Temperaturen unterhalb von 33 °C eine mit sinkender Temperatur steigende Impuls-Aktivität (und letztendlich ein zunehmendes Kältegefühl). Diese Sensoren reagieren nicht nur auf die absolute Temperatur sondern besonders auch auf die Geschwindigkeit der Temperaturänderung, - eine schnelle Temperaturänderung wird viel stärker empfunden als eine gleichgroße langsame Temperaturänderung.

Bei dem plötzlichen starken thermischen Reiz durch das heiße Badewasser kommt es zu einer paradoxen Reaktion der Kaltsensoren. Obwohl die Kaltsensoren oberhalb einer Temperatur von 40 °C normalerweise inaktiv sind, kommt es bei schnellen starken Erwärmungen (ca. 45 °C) zu einer kurzfristigen Entladung der Kaltsensoren. Die Folge ist eine Kältegefühl und eine Gänsehaut. Normalerweise führt ein Kältereiz zu einer Verminderung der Hautdurchblutung mit dem Ziel den Wärmeverlust zu vermindern, in diesem speziellen Fall vermindert die reduzierte Hautdurchblutung zumindest kurzfristig eine hohe Wärmeaufnahme.
 

Übrigens, wenn ich im Schwimmbad vor dem Baden kalt Dusche, empfinde ich das Schwimmbadwasser nicht so kalt (weil wegen der niedrigeren Hauttemperatur die Temperaturänderung beim Einstieg in das Bade-Wasser geringer ist) als wenn ich vorher warm geduscht habe.

 

2. Senken Wadenwickel das Fieber?

Im Prinzip nein. Fieber ist eine Sollwertverstellung des thermoregulatorischen Systems zu einer höheren Körpertemperatur und eine solche Sollwertverstellung kann ein Wadenwickel nicht verändern.

Wenn man sich die Regeln für den Gebrauch der Wadenwickel anschaut, dann sollen Wadenwickel nur bei warmer Haut angewendet werden und nicht zum Frieren des Patienten führen; damit ergibt sich eine praktische Anwendung zur Senkung der aktuellen Temperatur nicht aber zur Fiebersenkung. Häufig werden Kranke zu warm eingepackt, so dass die Körpertemperatur höher ist als der eigentliche Fiebertemperaturwert, in diesem Fall bringt man mit dem kühlen Wadenwickel die Körpertemperatur auf den Fiebertemperaturwert herunter (und senkt die aktuelle Körpertemperatur) oder man unterstützt einen sinkenden Sollwert indem man kühlt. Der Fiebertemperaturwert lässt sich per se durch Kühlung nicht senken, dieses würde nur zu einer Gegenreaktion des Körpers führen (Frieren, Zittern), aber eine über dem Fieberwert liegende Temperatur kann auf den Fieberwert herabgesenkt werden.

Das bedeutet physiologisch betrachtet, man senkt man mit dem Wadenwickel nicht den Sollwert (das Fieber) sondern bringt den Istwert auf den Sollwert. Der Wadenwickel ist damit, auch wenn er das Fieber per se nicht senken kann, bei richtiger Anwendung eine hilfreiche Unterstützung zur Senkung einer überhöhten Körpertemperatur (und damit zur Senkung der Kreislaufbelastung).

1. Schwitzen gut trainierte Sportler weniger?

Nein, entgegen einer häufig vorherrschenden Meinung schwitzen guttrainierte Sportler mehr, dies gilt besonders für Ausdauersportler. Sportler sind durch ihr regelmäßiges Training, das wie jede körperliche Arbeit zu einer deutlichen Stoffwechselsteigerung/Wärmeproduktion führt, einer regelmäßigen Wärme-belastung ausgesetzt, die zu einer Wärmeanpassung/Wärmeakklimatisation führt (Lit. z. Bsp. Sawka et al. 1996, Nielsen et al. 1993, Brück 1986, Wyndham 1976, Wenzel 1961).

Die Folgen physiologischen Wärmeanpassung betreffen mehrere Komponenten. Das Schwitzen beginnt bei einer niedrigeren Körpertemperatur (bezogen auf die Kerntemperatur sinkt die Schwelle um ca. 0,5 °C), die Schweißproduktion nimmt zu (sie steigt pro °C Regelabweichung stärker an) und die maximale Schweißrate kann sich fast verdoppeln (Ogawa et al. 1997, Wyndham et al 1964). Mit der Wärme-Akklimatisation nimmt der Durchmesser der ekkrinen Schweißdrüsen und deren Sekretionsfähigkeit zu (Sato et al. 1990). Die Natrium-Resorption im Tubulus der Schweißdrüse wird erhöht und der Salzgehalt des Schweißes nimmt erheblich ab (z.T. um mehr als die Hälfte, Allan & Wilson 1971). Insgesamt führen diese Maßnahmen bei gegebener Hitze- oder Arbeitsbelastung zu einer stabileren Körpertemperatur (geringere Regelabweichung) und zu einer geringeren Kreislaufbelastung (niedrigere Hautdurchblutung, höheres Herzschlag-volumen, niedrigere Herzfrequenz). Durch die geringere Kreislaufbelastung steht 'mehr Blut' für die Muskeln zur Verfügung und damit steigt die körperliche Leistungsfähigkeit.

Das Gleiche gilt natürlich auch für das regelmäßige Arbeiten unter warmen Bedingungen (Bergwerke, Glashütten, Stahlhütten u.v.a.).

 
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