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Goldhamster
 


Der Syrische Goldhamster (Mesocricetus auratus)
 
1. Einleitung

Der syrische Goldhamster (Mesocricetus auratus, Waterhouse 1839) ist eines der beliebtesten Heim- und Labortiere. Die heutigen Goldhamster sind fast ausschließlich die Nachkommen einiger Lebendfänge aus den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die erwachsenen Hamster sind solitär/alleinlebende Tiere, die unter natürlichen Bedingungen Erdhöhlen graben, Nester bauen und im Winter bei niedrigen Temperaturen in den Winterschlaf fallen. Goldhamster sind mehr oder weniger Allesfresser, die Futter in ihren Backentaschen transportieren können und Futter horten.

Es gibt eine Reihe von guten Büchern über die Haltung von Goldhamstern, oft stehen allerdings mehr die Ansichten und Wünsche der Tierhalter als die Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund. Im folgenden wird deshalb versucht die Bedürfnisse der Tiere in den Vordergrund zustellen. Die folgenden genannten Randbedingungen sollen die physiologischen und verhaltsbiologischen Grundbedürfnisse der Tiere in Beziehung auf ihre artspezifischen Bedürfnisse wie zum Beispiel Erkunden, Futtersuche, Nestbau, Sozialverhalten und Sinnesstimulation befriedigen. Die folgende Beschreibung des Ursprungs und der Biologie des Goldhamsters soll einige Hinweise auf die tiergerechte Haltung und Behandlung des Goldhamsters geben.


2. Der Ursprung und die Biologie der Goldhamster

Alle heutigen Goldhamster entstammen sehr wahrscheinlich nur den Nachkommen eines einzelnen jungen Geschwisterpaares, welches von Aharoni, einem Zoologen der Universität zu Jerusalem, in Syrien bei Aleppo 1930 ausgegraben wurde. Diese Goldhamster wurden in Jerusalem gehalten und erfolgreich vermehrt. Einige Jahre später kamen die Nachkommen in die USA, wo sie ihren erfolgreichen weltweiten Siegeszug als Labor- und Heimtier begannen. (Eine zusammenfassende Betrachtung des kulturhistorischen Werdegangs, des natürlichen Habitats und der Ökologie wurde erstmals durch Gattermann 2001 veröffentlicht.)

Das Originalhabitat der Goldhamster ist die Hochebene bei Aleppo im Nordosten Syriens, in diesem landwirtschaftlich genutzten Gebiet findet man vor allem Gerste, Kichererbsen, Linsen, Melonen, Tomaten, Gurken so wie anderes Gemüse und Früchte als auch Unkräuter. Das Klima ist hier im Sommer am Tage heiß und trocken (nachmittags 30 bis 38 °C) und in der Nacht wird es empfindlich kalt (bis unter 10 °C). Der Winter ist feucht mit mittleren Tagestemperaturen um 10 °C und an einigen Tagen mit Schnee liegen die Temperaturen unterhalb von 0 °C. Die Bauten der Goldhamster bestehen meist aus einer steilen Fallröhre (Ø 4-5 cm), einer Nestkammer, einer Vorratskammer und einem blindendenden Toilettengang. Häufig liegen die Bauten in einer Tiefe von etwa 70 cm, aber im Einzelfall wurden auch Bauten bis zu einer Tiefe von 2,5 m gefunden. Beim Graben benutzen die Goldhamster Vorder- und Hinterpfoten als auch die Schnauze und die Zähne. Auch unsere Heimtierhamster können noch Bauten graben, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt (Kuhnen 1986). Unter natürlichen Verhältnissen bietet das Leben in unterirdischen Bauten stabile klimatische Verhältnisse und Schutz vor Raubtieren, welches besonders für Winterschläfer von Bedeutung ist. Der Goldhamster ist ein richtiger Winterschläfer (Kuhnen 1986b), der bei niedrigen Temperaturen im Winter seine Körpertemperatur auf beinahe Umgebungstemperatur senkt (aber nicht unter 0 °C). Diese Art der Temperaturregulation reduziert den Stoffwechsel um ca. 90 % und spart Nahrung im futterarmen Winter.

Der Goldhamster ist ein nachtaktives Nagetier und sucht während dieser Zeit Futter wie Früchte, Gemüse, Getreide, Würmer, Insekten etc. und nutzt seine Backen-/Hamstertaschen zum Transportieren der Nahrung. Goldhamster haben ein Gebiss mit 4 Schneide- und 12 Backenzähnen und einen Art zweikammrigen Magen, diese Ausstattung macht sie zum Allesfresser, wenn auch meist die vegetarische Nahrung überwiegt.

Der erwachsene Goldhamster ist ein Einzelgänger und markiert mit seiner Flankendrüse sein Revier/Territorium, welches er gegen andere Goldhamster aggressiv verteidigt, hierbei ist das weibliche Tier aggressiver. Der soziale Kontakt zwischen Goldhamstern ist auf die Kopulation und die kurze Zeit der Aufzucht der Jungen beschränkt.

Untersuchungen von Gattermann (2000) an Wildfängen (Neufänge aus Syrien) und domestizierten Goldhamstern zeigten eine deutlich reduzierte genetische Variabilität der domestizierten Goldhamster, während die Unterschiede in Hinblick auf chronobiologische, morphologische, haematologische, biochemische und auch auf verhaltensbiologische Parameter gering sind.

 
*nähere Informationen zur Käfighaltung, Ernährung, Raumklima, Verhalten, Handling und Reproduktion unter (später auch auf dieser Seite):
http://www.awionline.org/pubs/cq02/Cq-hamst.html
(Kuhnen, G (2002), Comfortable Quarters for hamsters in research institutions.
In: Comfortable quarters for laboratory animals. Ninth edition. V. Reinhardt, A. Reinhardt (eds.), Animal Welfare Institute, Washington, DC 2002, pp 33-37)

 

Der Syrische Goldhamster in Stichworten

Wissenschaftliche Systematik
Wissenschaftlicher Name: Mesocricetus auratus (Waterhouse 1839)
(meso bedeutet mittelgroß, cricetus steht für Hamster und auratus ist goldfarbend)
Der syrische Goldhamster lässt sich folgendermaßen in die wissenschaftliche Systematik einordnen:
            Klasse Mamalia (Säugetiere)
            Ordnung Rodentia (Nagetiere)
            Familie Cricetidae (Hamster und Wühlmäuse)
            Unterfamilie Cricetinae (Hamster)
Ursprung
- 1930 wurden die ersten Goldhamster vom Zoologen Aharoni aus Nordsyrien (bei Aleppo) mitgebracht
Reproduktion
- geschlechtsreif werden Weibchen mit 4-6 Wo. und Männchen mit 6-7 Wochen
- die Tragzeit dauert 15-16 Tage
- die Wurfgröße beträgt 7-8 (3-16) blinde und nackte Junge
- das Geburtgewicht beträgt ca. 2 g bei einer Länge von ca. 3 cm
- das Fellwachstum beginnt ab dem 5. Lebenstag
- die Öffnung der Augen erfolgt nach ca. 12 Tagen
- nach etwa 10 Tagen verlassen die immer noch blinden Jungen das Nest
   um erstmals feste Nahrung aufzunehmen
- die Goldhamster werden 18-21 Tage gesäugt und wiegen dann 20-55 g
Biologie
- das ausgewachsene Weibchen wiegt ca. 100-120 g und
   das Männchen 160-180 g (Kopf-Rumpf-Länge etwa 15-17 cm)
- die Herzfrequenz beträgt 250-500 pro Minute
- die Lebenserwartung beträgt 2-3 Jahre
- der Goldhamster nimmt etwa 8-18 g Trockenfutter und
   7-15 ml Wasser täglich zu sich
- dämmerungs- und nachtaktiv
- revierverteidigendes solitärlebender Tier
- lebt in unterirdischen Bauten von 50-100 cm Tiefe
- hält bei niedrigen Temperaturen im Winter Winterschlaf
Tierhaltung
- 800 cm2 Mindestkäfigfläche
- Einzelhaltung der Erwachsenen ist sehr zu empfehlen, im Einzelfall sind
   gleichgeschlechtliche Gruppen möglich
- Käfiganreicherung mit Unterstand/Häuschen zum Nestbau, Kunststoff-
  und/oder Pappröhren, Heu, Holzwolle und einem Laufrad
- neben Pelletfutter sollte auch natürliches Futter gegeben bzw. versteckt
   werden

 
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